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9 Gründe für Journaling

Aktualisiert: 14. Okt. 2023

Was früher "Tagebuch schreiben" hiess, nennt sich heute "Journaling". Ist aber tatsächlich ein und dasselbe? Das ist wohl Ansichtssache. Hier deshalb meine Ansicht dazu und was Journaling mit Körperkommunikation zu tun hat und was es dir bringt.


Ich selbst schreibe seit früher Kindheit Tagebuch. Angefangen habe ich mit ca. 8 Jahren damit. Leider finde ich mein erstes Tagebuch gerade nicht, ich weiss aber noch, was mein erster Eintrag war: Hallo, mein Name ist Mirella, ich wohne in Savognin und mein Vater ist Lastwagenfahrer. Mein erster Eintrag war auf Deutsch, obwohl meine Muttersprache Romanisch ist. Und so sind auch alle weiteren Einträge im Laufe der Jahre in Deutsch verfasst. Das ist wohl auf meine Schockverliebtheit in diese Sprache zurückzuführen.


Zurück zum ersten Tagebuch, das eigentlich eher ein Kreativbuch war. Ich habe nämlich gleich auf der Folgeseite den Lastwagen meines Vaters gemalt und auf weiteren Seiten viele Stickers geklebt. Ich habe mich vorgestellt und etwas zu meinem Leben notiert, so als würde ich jemandem schreiben.


Mein zweites "richtiges" Tagebuch hatte eine Schliessvorrichtung und wurde von mir liebevoll in Packpapier eingefasst.


Es beginnt mit

Liebes Tagebuch, heute hat es geschneit! Das ist ja fast ein Weltwunder. Das ist das Zweitschönste, was mir passieren konnte. Das beste wäre, wenn mich alle in Ruhe lassen würden. Ich habe nämlich im Moment Probleme...

So habe ich Tagebuch um Tagebuch gefüllt, jahrelang. Die Rhetorik wurde mit der Zeit etwas besser, die Inhalte blieben die gleichen. Ich schrieb vor allem dann, wenn ich Sorgen hatte, mich einsam fühlte, verlassen wurde / jemanden verlassen hatte oder krank (und gelangweilt) war. Auch allein auf Reisen schrieb ich oft, da füllte ich ganze Bücher.



Meine 9 Gründe für Journaling
Journaling


Es war immer ein Schwank in die Vergangenheit und in die Zukunft. Was hätte ich gerne anders gelebt, gehabt, gemacht, was will ich in Zukunft erreichen, erleben, bekommen? Gedanken und Gefühle wurden interpretiert und analysiert und Lösungen abgeleitet. Entscheidungen werden getroffen.


Dann lernte ich, was es bedeutet, Gedanken nur wahrzunehmen und fliessen zu lassen und Gefühle zu durchleben.


Und damit veränderte sich auch mein Schreiben. Ich lernte, meine Gefühle 1:1 zu beschreiben und durchzufühlen, statt sie nur "wegzuschreiben".


In meine Journals kommen seither (fast) nur noch Jetzt-Aufnahmen, Beschreibungen von dem, was ich fühle und denke, ohne Interpretationen, Schlussfolgerungen und Kopfentscheidungen.


Meine Tipps für Tagebucheinträge, die etwas in deinem Leben verändern:

  • Schreibe immer im Präsenz!

  • Schreibe im Drehbuchstil, d.h. die Situation, deine Gedanken und Gefühle möglichst genau beschreibend (ohne zu interpretieren)

  • Schreibe täglich - nicht viel, dafür oft ist hier die Devise


Dazu angeregt wurde ich übrigens von Clemens Kuby, der diese Art des Schreibens als zentrales Werkzeug seiner KUBYmethode vorstellt, die ich als Werkzeug zur Bewusstseinserweiterung empfehlen kann.


Und was hast du nun davon, täglich in dieser Form zu schreiben?


Hier meine 9 Gründe für Journaling.


1. Gefühle fühlen, statt interpretieren

Wir tendieren immer dazu, alles, was wir wahrnehmen, zu interpretieren. Das kommt davon, das unsere Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen Trigger und Ängste auslösen können, die wir schnellstmöglich loswerden wollen. Das führt dazu, dass unser Verstand nicht nur denkt, analysiert, einordnet und abwägt, sondern auch gleich noch nach einer Lösung sucht und eine Entscheidung trifft.

Versuche, die Gefühle im Körper nur wahrzunehmen und deine Gedanken einfach nur zu denken. Das eröffnet dir ganz neue Möglichkeiten. Das Schreiben im Präsenz hilft sehr dabei, beim Fühlen zu bleiben.


2. Ordnung schaffen im Kopf

Das regelmässige Schreiben hilft dir, Ordnung zu schaffen und den Fokus zu halten. Warum? Weil du aufschreibst, was dich gerade beschäftigt und dein Verstand dadurch beruhigt wird. Und es schafft Klarheit für die nächsten Schritte (die dann bestenfalls deine innere Autorität entscheidet).


3. Mit dem Körper Kontakt aufnehmen

Durchs Schreiben im Präsenz bist du voll im Hier und Jetzt. Somit trittst du auch in Kontakt mit deinem Körper. Je öfter du schreibst und auf Tuchfühlung gehst mit ihm, desto vertrauter werdet ihr euch. Und damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt:


4. Körperwahrnehmung schulen

Du lernst, seine Signale wahrnehmen und indem du nicht interpretierst, beurteilst du auch immer weniger. Stell dir einfach immer vor, dass dein Körper dein bester Freund ist, dem du Sorge trägst, den du ernst nimmst, dem du aber auch Eigenverantwortung überlässt. So wie du deiner besten Freundin Sorge trägst, sie ernst nimmst, ihr aber ihre Eigenverantwortung überlässt.


5. Die Signale des Körpers verstehen lernen

Das ist der natürliche nächste Schritt und ein weiterer Grund, warum das Schreiben im Präsenz so wichtig ist. Je besser du verstehst, was dein Körper dir sagen will (weil du nicht verurteilst, beurteilst, schlussfolgerst, manipulierst, übergehst, ignorierst...), desto weniger muss er dir Symptome zeigen. Ihr werdet immer mehr wie ein altes sich innig liebendes Ehepaar. Nachsichtig, liebevoll, zärtlich, im Umgang mit Schalk und Freude.


6. Persönliche Veränderung und Entwicklung dokumentieren

Sehr hilfreich für deine Entwicklung. Du siehst, wo du mal gestanden bist, welche Themen und Symptome dich belasteten, was es dir leichter macht, den nächsten Punkt zu erfüllen.


7. Anerkennung üben

Dich anerkennen und feiern ist neben der Körperkommunikation sowieso die Basis von allem. Das kannst du nicht genug tun. Also, wenn du denkst, ist jetzt gut mit anerkennen, dann erkenn dich gleich nochmals an. Und ganz essentiell. Nimm wahr, wo du die Dankbarkeit für dich und deinen Weg fühlst. Leere Anerkennung hilft dir nämlich herzlich wenig.


8. Den Kopf beruhigen

Das alles ist Bewusstseinsarbeit. Du beruhigst deinen Kopf, einfach nur, indem du den Fokus aufs Jetzt legst, die Wahrnehmung ohne zu beurteilen übst und den Kontakt mit dem Körper herstellst.


9. Den Blick weiten, neue Perspektiven einnehmen und neue Wege gehen

Ich sage es wieder: das Schreiben im Präsenz eröffnet dir Möglichkeiten. Unter anderem Möglichkeiten, die Dinge anders zu sehen, mutig zu sein, zu verzeihen, dich (vor) zu freuen, neue Wege zu gehen, den ausgetretenen Pfad der Konditionierung zu verlassen und die Erfahrungen mit neuen (positiven) Glaubenssätzen zu verknüpfen.



Bist du überzeugt? Oder willst du es zumindest mal ausprobieren? Was hast du schon zu verlieren! Kauf dir ein schönes Notizbuch oder schnapp dir einfach das nächstbeste Heft und schreib mal auf, was du denkst, fühlst und körperlich wahrnimmst. IM HIER UND JETZT. Freischnauze, im Präsenz, ein paar Sätze täglich. Ich wette, du spürst bald einen Unterschied in deiner Wahrnehmung. 💜



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